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Tango Adornos: Warum Verzierungen mehr sind als nur Deko

Lesezeit: ca. 4 min

Adornos

Das klingt irgendwie wie Glitzer. Als wären sie so eine Art Add-on, das man oben drauflegt – wie die Schokostreusel auf der Kirsche auf der Sahne auf dem Eisbecher.
Ein nettes Extra.

 

Sehe ich anders...


Tango Adornos sind keine Deko. Sie sind Ausdruck. Persönlichkeit. Haltung. Stimmung. Und ja – auch ein bisschen Tanz-Philosophie.

 

Denn eine Verzierung im Tango beginnt nicht erst bei einem Rulo, Boleo oder einer Bandera. Sie beginnt da, wo du entscheidest, wie du dich bewegst. Bei deinem allerersten Gewichtswechsel, bei einem simplen Seitschritt. Ob du über den Ballen gehst, über die Ferse, die Fußinnenkante. Ob du die Zehenspitze hebst oder die Hüfte freigibst.

 

Das bist DU.
Dein Körper, deine Muskeln, deine Neuronen… DU!

 

 

 

Es gibt keine Tango Polizei

(Außer die selbst ernannte vielleicht)

 

 

Du brauchst nicht zehn Jahre Bühnenerfahrung, um zu verzieren. Du brauchst nur einen Entschluss: dass du Tango tanzen willst, wie DU dich fühlst.

 

 

Schon klar – die Szene ist voll von ungefragtem Feedback, selbsterklärten Stil-Gurus und Leuten, die alles kommentieren und dabei 1000 eigene Baustellen erstmal überarbeiten sollten. Lass sie reden.

 

Wenn du eine Bewegung bewusst machst – so, wie DU es dir vorstellst, wie es sich für DICH gut anfühlt – dann ist das DEIN Tango-Stil. Da ist es egal, ob mal was nicht sooo perfekt aussieht.

 

Und ganz ehrlich: Wer will schon perfekt sein?

 

 

 

Follower first

Der Moment, in dem du dir die Musik zurückholst.

 

Als Tango-Follower sind Adornos ein Geschenk. Du interpretierst. Du machst nicht nur stupide die Schritte, auf Befehl des Leaders... du gestaltest mit!

 

Du malst einen traurigen Kreis auf den Boden, gefolgt von einem zarten Stupser an seinem Fuß und einer noch inniger gefassten Umarmung, die ruft: „Spende mir Trost.“

 

Ein anderes Mal malst du das Klavier-Zwischenspiel mit ein paar frechen Taps auf den Boden und sagst damit:
„Bling Bling Bling, hast du das süße Klavier gehört? Ich schon...“

 

Du kannst verspielt tanzen. Dramatisch. Verträumt. Leise.
Du kannst über den Boden schreiben, was du gerade hörst.

 

Und das ist genial.
Weil das DU bist.

 

 

 

Leader, auch ihr dürft

Denn die Qualität zählt, nicht die Quantität.

 

Ich habe noch nie einen Follower im Tango sagen hören:
„Wow, mit dem tanze ich so gern, weil der so komplizierte Sachen führt, dass ich kaum hinterherkomme.“


Sondern eher:
„Mit dem tanze ich gern, weil ich Raum habe. Weil er mir Zeit gibt, meine Schritte zu Ende zu machen, zu spüren. Weil ich mich einbringen darf.“

 

 

Die Qualität liegt im Wie.
Ob du als Tango-Leader einen Schritt über den Ballen machst, über die Ferse oder die Fußaußenkante – das ist nicht nebensächlich. Das ist das, was Tango ausmacht.

 

 

Und auch hier: Jede Bewegung muss absichtlich sein. Mach den Seitschritt nicht nur, weil du den brauchst, um dann in fünf Schritten … nein! Der arme Seitschritt! Er könnte so schön sein, wenn du es zulässt.

 

 

Jeder Schritt hat seine Daseinsberechtigung, und jede einzelne Bewegung hat es verdient, von dir getanzt zu werden.

 

 

 

Banenfüße und gleichpolige Knie

Verzierungen im Tango, bei denen die Knie auseinanderklappen wie beim Frauenarzt – findest du das wirklich passend für den Tango? Soll das wirklich sexy sein? Mach dir Gedanken dazu.

 

 

Meine Meinung: Die Knie beim Tango bleiben zu. Soll heißen, sie haben immer eine geschlossene oder sich schließende Intention.

 

 

Leider passiert das oft bei Rulos, Banderas oder Übergängen zwischen Vorwärtsschritt und Seitschritt, dass die Knie sich abstoßen wie zwei gleich gepolte Magnete. Und manche Social-Media-Tango-Profis scheuen sich nicht, das Konzept der auseinanderklaffenden Knie als „elegant“ zu verkaufen.

 

Ganz ehrlich: Was genau ist daran elegant, wenn ich mein Schmuckkästchen präsentiere?

 

Nach dem Motto: „Hier, kannst de haben, nimm’s, steck was rein.“
 Ähh … nein danke … das ist ordinär – aber doch nicht elegant-sexy.

 

 

Außer natürlich, du willst dich bewusst so zeigen – na dan... feel free.

 

 

 

Auch die berüchtigten Bananenfüße – verdrehte Gelenke, Supination im Sprunggelenk statt Pronation – ruinieren jede Linie.

 

 

Begriffserklärung:

 

  • Supination: Fuß kippt nach innen. Die Innenseite wird kurz („Bananenfuß“)
  • Pronation: Fuß kippt nach außen. Die Innenseite wird lang („Tangofuß“)

 

Leider posten selbst Profis regelmäßig Videos mit Technik, die man so lieber nicht nachmachen sollte. Oder Teaser für Online-Kurse mit grob fahrlässiger Fußhaltung.

Also außer natürlich: du magst Bananen so sehr, dass du das selbst beim Tango vertanzten möchtest... Bananen, Bananen, ich mag Banananananen... sind ein guter Kalium-Lieferant, sagt man.

 

Was hilft?
Bewusstsein. Innere Absicht. Tanztechnik.
Tango ist Körpersprache.

 

 

Und wie lernt man das alles?

Üben. Üben. Üben.

 

Im Spiegel. Mit Gefühl. Mit Feedback.


Ich lasse mich inspirieren – von dem, was ich sehe, höre, fühle.
Ich baue bekannte Tango Adornos in neue Kontexte ein.
Ich spiele mit Formen: Punkte, Wellen, Spiralen.


Ich frage mich bei jeder Bewegung:
Passt das zu mir? Fühlt es sich echt an? Bin ich das?

 

Wenn ja – dann gehört es zu mir. Und in meinen Tanz.

 

Und ja, auch ich hole mir regelmäßig Feedback, selbstverständlich! Hör nie auf, zu lernen!

 

Fazit: Das WIE macht den Unterschied

Tango ist genial, wenn du dich ausdrückst.
Nicht, wenn du dich zurückhältst.
Nicht, wenn du wartest, bis du „gut genug“ bist.
Sondern, wenn du spürst:
Das bin ich.
Und ich hab was zu sagen – mit meinem Körper.

 

 

 

Wenn du tiefer eintauchen willst

In meinen Adorno Special Privatstunden Bundle (3 Privatstund, 1 Thema) arbeiten wir genau daran.


Nicht (nur) an großen Gesten – sondern an kleinen Entscheidungen mit großer Wirkung.